Süßholz
Süßholz, die Bamberger Denkmalpflanze
Süßholz
Glycyrrhiza glabra
Alte Darstellung der Süßholzpflanze
Süßholz ist eine bereits seit dem Altertum bekannte Gewürz-, Genuss- und Heilpflanze. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert war Bamberg für den Anbau dieser Pflanze so berühmt, dass ein Besuch der Süßholzfelder an der Weide zum Pflichtprogramm einer Bamberg-Besichtigung gehörte. Bis um 1960 wurde Bamberger Süßholz verkauft. Kinder bekamen Süßholzstücken zum „Zülln“ (Auslutschen). Mittlerweile gibt es bescheidene Bestrebungen, den Anbau der Pflanze wieder zu beleben.
Der Zweidlerplan von 1602 nimmt auf die wichtige Kulturpflanze Bezug, wie die farbige Nachzeichnung von Braun-Hogenberg (1617) gut zeigt:
Süßholz-Darstellung im Stadtplan von Braun-Hogenberg (1617)
In einer wappenartigen Kartusche sind drei Süßholz-Pflanzen dargestellt, zwischen denen zwei Kränze aus Süßholzwurzeln schweben. Diese Kränze wurden in einer speziellen Flechttechnik hergestellt und waren so wertvoll, dass sie vom Fürstbischof als Staatsgeschenke eingesetzt wurden.
Bamberg: Süßholz an der Decke der Michelskirche
Natürlich hat die vielfach verwendbare Pflanze auch einen Ehrenplatz im Himmelsgarten der Michelskirche (ehemalige Abteikirche) gefunden, wurde doch ihre Kultur vom Benediktinerorden im ganzen Abendland propagiert.
Wirksamer Inhaltsstoff:
Die Süßholzwurzel enthält das entzündungshemmende Glycyrrhizin, das die 150-fache Süßkraft des Zuckers besitzt. Daneben sind krampflösende Flavonoide zu finden.
Verarbeitung:
Die im Herbst geernteten Wurzeln werden zu Brei gekocht und filtriert. Der eingedickte Saft heißt Lakritze und erstarrt zu einem schwarzbraunen Kuchen, der auch unter dem Namen „Bärendreck“ bekannt ist. Das Wort „Lakritze“ leitet sich aus dem griechischen Glycyrrhiza durch eine Verballhornung zum lateinischen liquiritia (® Lakritz) ab.
Verwendung als Gewürz:
Süßholz-Zugaben verbessern den Geschmack exotischer Gewürzmischungen. Trotz des aufdringlichen Eigengeschmackes wird Süßholz vermehrt zum Süßen von Tees eingesetzt. Süßholz verleiht  manchen englischen Bieren (Porter, Ale) ihren typischen Geschmack. Wegen der Süßkraft setzt man Lakritz-Saft auch zum Überdecken des bitteren Geschmackes von Medikamenten ein.
Verwendung als Genussmittel:
Süßigkeiten aus Lakritze haben auch heute noch zahlreiche Liebhaber. Auch das Süßholz-„Zülln“ ist mit dem Kauf dieser Packung wieder versuchsweise möglich.
Verwendung als Medikament:
Süßholz-Extrakte wirken auswurffördernd und eignen sich daher zur Behandlung von Husten, Asthma und Bronchitis. Auch bei Geschwüren von Magen und Zwölffingerdarm bis hin zur Unterstützung der AIDS-Therapie empfiehlt sich der Einsatz von Süßholz.
Bei Dauereinsatz sind Nebenwirkungen ähnlich wie bei Cortison zu erwarten. Eine tägliche Dosis von 0,5 g Glycyrrhizin gilt als unbedenklich.

Weitere Einsatzmöglichkeit:
Lakritz-Saft hat schaumbildende Eigenschaften und wird daher Feuerlöschmitteln zugesetzt.
Süßholzgeraspel
Hier war ein Süßholzraspler tätig - Zeit für eine geruhsame Teestunde!
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